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Vorbeigehen

Es ist Ende August: Zwei Drittel des Jahres liegen hinter uns. Was
dieses Jahr zu erledigen ist, duldet keinen Aufschub mehr. Neue
Aufgaben, Pläne und Pflichten werden konkreter. Die Zeit ist reif.

Wo sind sie geblieben, die vielen Monate, Wochen und Tage? All
die ungezählten Stunden, mit Hoffnung erwartet oder von Sorgen
überschattet: Sie gehören der Vergangenheit an, sind abgelegt mit
vielen anderen Erinnerungen, Eindrücken, Erlebnissen.

„Ein jegliches hat seine Zeit“, ist im Buch des Predigers im Alten
Testament zu lesen, „und alles Vorhaben unter dem Himmel hat
seine Stunde“. Eine nüchterne Analyse, frei von Illusionen.

Eigenschaften, die man auch älteren Menschen zuspricht: Zuviel
haben sie gesehen, gehört und getan. Ihre Erfahrung hat Gewicht.
Begeisterungsstürme reißen sie nicht gleich mit, gelegentlicher
Gegenwind macht ihnen nicht viel aus.

Hoffentlich lassen sie deswegen nicht alles an sich vorüberziehen
und bleiben nicht unberührt: Von der goldenen Herbstsonne und
dem Duft frischer Äpfel, von milden Abenden und sanftem Regen.

Hoffentlich kämpfen sie nicht gegen die Zeit, versuchen nicht sie
totzuschlagen oder jeden Augenblick verzweifelt zu verteidigen.

Unsere Zeit ist ein Geschenk – ganz gleich, wie sie gefüllt ist mit
Gutem oder weniger Gutem. Wir dürfen sie annehmen, gestalten,
in ihr wohnen – und wieder loslassen. Wir beherrschen sie nicht,
wie auch sie uns nicht bis ins Letzte beherrscht.

Unser Kommen und Gehen steht über dem Lauf der Jahreszeiten,
unser Ursprung und Ziel geht über Kalenderdaten weit hinaus.

Übersicht und Weite: Das brauchen wir in unserem Leben, um zu
verstehen, um zu akzeptieren, um Glauben zu wagen, der uns über
unsere Grenzen führt.